Muscle Car Fieber II

Es war ein herber Schlag für Lee Iacocca, den Vater des Mustangs, als Henry Ford II im Ferbruar 1968 nicht ihn, sondern Semon Bunkie Knudsen zum neuen Ford-Chef machte. Dieser war bekanntlich bei General Motors, hatte Zoff mit den GM-Oberen gehabt und nahm daher auch gleich ein paar Top-Leute mit zu Ford, u.a. den Designer Larry Shinoda, der einst den Sting Ray gezeichnet hatte. Knudsen hatte eine sehr simple Vorstellung von amerikanischen Autos: vor allem mussten sie Größe und viel Leistung bieten! Obwohl die neuen Mustangs für 1969 und 70 bereits fertig waren, dürfte er damit zufrieden gewesen sein. Denn sie masen 10 cm mehr in der länge und boten eine reichhaltige Motoren-Auswahl, die keinen Wunsch offen lies.

1969 Ford Mustang Boss 557 800 HP BLACK

1969 Ford Mustang Boss 557 800 HP BLACK

Schallgeschwindigkeit. Wie immer standen drei Karosserie-Varianten im Katalog. Die beliebteste war das nun “SportsRoof” genannte Fastback Coupé mit erstmals zwei hinteren Seitenfenstern. Trotz massigerer Optik liesen sich die neuen Modelle sofort als Mustangs erkennen. Erstmals gab es allerdings vier Scheinwerfer (zwei im Grill und zwei daneben), und weiterhin hatte man auf die Ausstell-fenster verzichtet. Eine neue Variation der Rücklickter im Dreierformat setzte ebenfalls auf Gröse. Auch das neue Armaturenbrett konnte nicht als zierlich bezeichnet werden. Für die Pony-Car-Fans hatte man eine plüschige “Grandé”-Version mit Vinyldach und viel Zierrat ersonnen. Ein weiteres Modell hies “Eco” mit 250ci-Sechs-zylinder, langer Achse und speziellem Wandler.

Für die Fans von Strasen-Power war wieder das GT-Package mit dem 351er (290 bhp-PS) oder dem 390er (320 bhp-PS) im Angebot. Doch Rallye-Streifen, Scoop, spezielle Stahlfelgen und “Heavy Duty”-Federung wurden von einem neuen Modell in den Schatten gestellt-dem Mach1. Das Fastback-Coupé hatte man mit Heckspoiler, schwarzer Haube, Hood Pins und auffälligen hinteren Lufteinlässen ausgestattet. Die Mächtige Haubenhutze (Shaker Hood) funktionierte allerdings nur in Verbindung mit der Ram-Air-Version des “428er Cobra-Jet” (ansonsten war sie Attrappe). Nur mit der “Heavy Duty Suspension” (u.a. je ein Stoßdämpfer vor und einer hinter der Hinterachse) lieferbar, brachte der Mach 1 damit offiziell 335 PS (bhp) auf die Straße, und es ist Müßig, wiederum darauf hinzuweisen, dass hier gut und gerne ein paar Pferde mehr liefen. Dieser Mach 1 mit dem “428er CobraJet” (der aus der FE-Motoren_Familie stammte) gilt heute bei den Fans als der feinste Ford-Strasenrenner aller Zeiten! Er verband bärige Leistung mit gutem Handling und einer Optik, die auf dem Strip nichts Gutes verhies… Rennfahrer-Idol Mickey Thompsen wurde verpflichtet, mit einem so ausgestatteten Mach 1 auf einem Salzsee in Utah Rekordversuche zu unternehmen – es wundert nicht, dass dabei 295 neue Rekorde herauskamen! Werbung ist alles.

1969 Ford Mustang Boss 557 800 HP BLACK

1969 Ford Mustang Boss 557 800 HP BLACK

Spuren vom Boss. Doch in Fords Hexenkücke war noch ganz anderes entstanden: Damit man Chevys Z/28 bei den hubraumlimitierten TransAm-Rennen Paroli bieten konnte, hatte man bereits für das Frühjahr 1996 den “Boss 302″ entwicklt. Mächtige Spoiler vorn und hinten (dort verstellbar), schwarze Haube, schwarzer Grill, ein auffälliger “C-Stripe” an den Flanken und eine abenteuerliche Lamellenblende über dem Heckfenster waren die Zutaten für eine wilde Optik, die niemand Geringeres als Larry Shinoda ersonnen hatte. Wichtiges Erkennungszeichen: Die hinteren Lufthutzen waren wegen besserer Aerodynamik entfallen. Unterm Blech gab es einen ganz speziellen 302ci-High-Output-V8 mit Zylinderköpfen vom neuen 351er Cleveland, geschmiedeter Kurbelwelle, mechanischen Stöseln, Alu-Fächerkrummern, Doppelzündung und einem Holley-Vierfach-Vergaser. Die Leistungsangabe lag bei nur 290 bhp-PS (haha!). Das mechanische Viergang-Getriebe konnte wahlweise mit einem Detroit-Locker-Sperrdifferenzial bestückt werden. Die Achsuntersetzung betrug 3,91:1. Vorne bremste man mit Scheiben, hinten mit Spezial-Trommeln. F60x15-Reifen und eine direktere Lenkung waren weitere Details. Ahnlichkeiten mit Chevys Z/28 bleiben nicht aus – denn auch dieser Mustang war eigentlich für die Rennstrecke gedacht und forderte auf der Straße den ganzen Mann. Doch man hatte sich mit der Abstimmung grose Mühe gegeben, und so gilt der “Boss 302″ als ein echt guter Driver.